Da staune ich nicht schlecht: Paul Hugger kommentiert in der "Neuen Züricher Zeitung" die Ausstellung über Katakombenheilige in der Moderne in Freiburg in der Schweiz:
Vereinzelt sind sie in katholischen Kirchen noch anzutreffen, die reich verzierten Knochenmänner und -frauen des Barocks, die sogenannten Katakombenheiligen, Inbegriff einer expressiven Volksfrömmigkeit. Die Moderne hat das Verständnis für eine solche Schaustellung weitgehend verloren. Das Schicksal dieser Reliquien wird zum Paradigma einer völlig veränderten Einstellung zum Tod. Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen.
Es folgt eine spannende Schilderung, wie die heiligen Leiber nördlich der Alpen gelangten. Mutig finde ich am Schluss die Gegenüberstellung zur fast zeitgleichen "Körperwelten"-Ausstellung in Basel:
Die barocke Frömmigkeit hatte bei der Verehrung der Gebeine eines Heiligen nicht in erster Linie den Tod im Auge, sondern dessen Überwindung. Sie sah darin das Wurzelgeflecht eines Baumes, der in den Himmel ragte. Den Plastinationsanwärtern aber geht es um die Perpetuierung der eigenen Vergänglichkeit im Diesseitigen, letztlich Ausdruck einer unendlichen Daseinsverlorenheit. Für beide, Plastinate und Katakombenheilige, pilgern wir heute in die Museen, in diese Tempel und Andachtsräume ästhetischer Daseinsüberhöhung.Bemerkenswert ist die gut beschriebene, noch aktuelle Verehrung des hl. Synesius an seinem jährlichen Fest (4. Oktober) in Bremgarten. Sowas gibt es nicht nur in der Schweiz.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen